Die Hafencity – für einige ist sie ein Stadtteil ohne Herz und Seele. Für mich nicht. Was sie ist? Sie ist auf jeden Fall eine gewaltige Großbaustelle, seit dem am 29. Februar 2000 der Masterplan für den neuen innerstädtischen Stadtteil im Hamburger Senat verabschiedet wurde. Und zu diesem Zeitpunkt wurde bereits seit fast zehn Jahren geplant!
Für mich steckt die Hafencity voller Leben. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass etwas Neues entsteht und Menschen voller Staunen durch die neu angelegte Infrastruktur wandern. Die Hafencity ist ständig im Wandel und ermöglicht uns allen, aktuell und von Woche zu Woche, von Jahr zu Jahr an etwas teilzuhaben, dass das Hamburger Stadtbild und nicht zuletzt auch das Modell einer europäischen Innenstadt für die nächsten Jahrzehnte und sogar das kommende Jahrhundert prägen wird. Dass dies nicht ohne Schutt, Baulärm und erst wachsen wollende Natur von statten geht, finde ich selbstverständlich.
Die Hafencity ist durch und durch Design und zeigt eben dadurch viele grafische Elemente, die wohl das Herz jedes Designers höher schlagen lassen. Hier wurde und wird nichts dem Zufall überlassen. Sogar die Rasenflächen folgen einer Vorgabe und bilden mit Gebäuden, Plätzen und Promenaden eine spannende Mischung aus hanseatischer Hafenstrenge und mediterraner Leichtigkeit. Neben einer Basketballfläche finden sich hier gemütliche Cafés wie auch edle Luxusgastronomie, Shoppingmöglichkeiten und nicht zuletzt viel Wasser. Der erste Supermarkt in der Hafencity spiegelt diese Vielfalt wieder. Wer einmal vor dem gekühlten Getränkeregal stand, staunt auch im Nachhinein noch lange über die grandiose Auswahl aus aller Herren Länder.
Auswahl und geschmäcklerische Vorlieben hat jeder Betrachter auch bei der vielschichtigen Architektur. An der ein oder anderen Ecke hat bereits der Zahn der Zeit genagt, Farben sind verblasst, das erste Moos hat sich angesetzt. Aber das ist das Leben, von dem ich anfangs sprach. Die Hafencity ändert sich, sie wird älter, gesetzter, gemütlicher wie die angrenzende Speicherstadt und dann im nächsten Quartier – wie wir Hamburger sagen – doch wieder überraschend neu, kalt und steril. Genau diese Mischung macht die Hafencity aus. Und ist das nicht eigentlich genau das, was einem Hamburger gerne unterstellt wird – am Anfang kühl und zurückhaltend und dann beim näheren Kennenlernen warmherzig und offen?
